Der rosa Mantel

Humoreske von Teo von Torn.
in: „Teplitz-Schönauer Anzeiger” vom 02.07.1904,
in: „Mitausche Zeitung” vom 08.02.1906
(Siehe dazu auch: „Das mit den gelben Spitzen”
einen Vergleich der beiden Texte finden Sie hier.)


Frau Hauptmann Baronin von Herwichs hielt Frühjahrsmusterung in ihren Garderobenschränken. Einmal, weil sie eine ordnungsliebende kleine Frau war, zum anderen, weil es Raum zu schaffen galt für die Neudichtungen der Saison, und schließlich, weil bei einem gründlichen Kehraus ihrem Herrn und Gebieter jeder Einwand entzogen war, wenn sie vor ihn hintrat mit der weiblichsten aller Behauptungen: daß sie nichts, absolut nichts anzuziehen habe.

Mama war ihr behilflich. Auch sie war eine ordnungsliebende und dabei sparsame Dame. Es sollte nicht etwa der ganze Berg ausgesonderter Sachen der begehrlich blickenden Zofe überantwortet werden. Beleibe nicht.

Während die kleine Baronin, auf dem ponceauroten Teppich ihres Ankleidezimmers knieend, noch eifrig in den Schränken kramte, sonderte die alte Dame mit kundiger Hand aus, was sich etwa noch den allerneuesten Anforderungen der Mode anpassen ließ, was verschenkt und — was verkauft werden konnte.

Bei einem entzückenden rosa Abendmantel aus indischer Seide schien sie unschlüssig. Sie breitete das Prachtstück auf zwei Sesseln aus, belorgnettierte es von allen Seiten und fragte schließlich:

„Willst du denn diesen wundervollen Mantel nicht mehr tragen, Hertha?”

Das von einer mächtigen braunen Haarflut umrahmte Gesichtchen der jungen Frau tauchte aus der Tiefe einer Schrankecke auf. Ein Bündel Reiherfedern und einige Gürtelschnallen in der Linken, hockte sie vollend auf den Teppich nieder, stützte das Kinn in die Rechte und musterte, nicht sonderlich interessiert, den glitzernden Staat.

„Nein, Ma—, das möchte ich nicht mehr tragen. Obwohl es Heinrich immer sehr gut gefallen hatte, wenn ich es trug. Der Mantel schreit mir zu arg. Außerdem sieh dir mal die rechte Schulter an — nicht da — die rechte doch! Da muß ein dunkler Fleck sein. Den hat mir der freche Sekretär, der Kettlitz, mit seinem gewichsten Schnurrbart hingeküßt, als er mir bei Kleists in der Garderobe den Mantel umlegte. Es ist sein Glück, daß er am nächsten Tage schon zu den Hereros abreisen mußte — sonst hätte ich's Heinrich ganz gewiß erzählt — und wenn er mich zehnmal als die schönste Frau aller fünf Weltteile bezeichnet.”

Das strenge Gesicht der alten Dame überflog ein aus Stolz und Nachsicht kombiniertes Lächeln.

„Aber, was machen wir nur mit dem Dinge? Um ihn fortzugeben, ist er zu gut. Schließlich — wenn du ihn nicht mehr magst — —”

„Nein, wirklich, ich mag ihn nicht. Er ist mir zu auffallend und dann — die Stelle. Ich würde den Fleck bis auf der Haut fühlen. Weg damit.”

Sie reckte den schlanken Oberkörper in geschmeidiger Grazie flüchtig auf und machte sich dann wieder ans Kramen.

Inzwischen hatte die praktische Mama bereits einen Plan gefaßt. Das Wertstück sollte verkauft werden. Natürlich nicht so, daß die empfindliche gesellschaftliche Stellung ihrer Tochter irgendwie berührt wurde. Ganz unter der Hand, auch außerhalb, und — zu einem angemessenen Preise. Sie wußte auch schon wo. Frau Senator Heege hatte ihr neulich gelegentlich der Erörterung einer ähnlichsn Staatsfrage die Adresse einer Hamburger Händlerin mitgeteilt, welche abgelegte Ballroben, Umhänge und dergleichen zu verhältnismäßig hohen Preisen ankaufte, um sie dann zu noch höheren an — ces dames weiter zu verkaufen.

*           *           *

Seit acht Tagen weilte Herr Hauptmann Baron Herwichs in Hamburg. Als Mitglied der Versuchskommission war er zu den Experimenten mit drahtloser Telegraphie abkommandiert. Er befand sich sehr wohl dabei. Es war mal wieder was anderes. Außerdem bot Hamborg doch mancherlei, was eine kleine Garnison — pardon! — nicht bot.

Eines Morgens erwachte der Herr Hauptmann zu ganz ungewöhnlich später Stunde. Und zwar erst, nachdem der Diener ihm ins Ohr geschrien, daß um elf Uhr die Versuche auf der Barleber Station angehen sollten. Die allmorgendliche Douche erfrischte ihn auch diesmal soweit, daß er sich alsbald seiner militärischen Pflichten und auch — verschiedener Vorgänge der verflossenen Nacht erinnerte. Der letzteren anscheinend nicht mit sonderlichem Behagen. Auch folgte er mißtrauisch den Hantierungen seines Dieners, welcher aber als wohlerzogener Kämmerling besserer Häuser schon draußen zwei lange rötliche Blondhaare und dann einige puderduftende Staubflecke von dem Zivil des Herrn Hauptmanns beseitigte.

Baron von Herwichs verzichtete auf sein sonst sehr umständliches englisches Frühstück und nahm einen Wagen. Trotz der starken Verspätung machte er doch noch vor einem Postamte Halt, um den gestern versäumten Gruß an seine Gattin aufzugeben. Das war er seinem Gewissen schuldig. Mit ziemlich unsicherer Hand — es ist immer so schlechtes Schreibzeug auf den Aemtern! — schrieb er:

„M. M.! (die Postabkürzung für „Meine Maus”) Konnte dir gestern abend nicht schreiben, Liebste, weil ich mit zwei Kameraden ein Souper bei Pforte verabredet hatte. Die Herren hatten ihre Damen mit. Du kannst dir denken, wie ich m. M. vermißt habe. Tausend Grüße und Küsse! Heinrich.

Uebrigens merkwürdig — eine der Damen trug genau so einen Abendmantel, wie er mir im verflossenen Winter so gut an dir gefallen hat. Weißt du? Den rosa Mantel.”

*           *           *

Frau Hauptmann Baronin von Herwichs weiß heute noch nicht, weshalb Mama auf diese Karte hin so Knall und Fall nach Hamburg gereist ist — und weshalb ihr Gatte „wegen zwingender Familienrücksichten” um seine sofortige Ablösung von dem Kommando einkommen mußte. Hoffentlich erfährt sie's nicht aus dieser Geschichte. Das würde mir leid tun.

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Vergleich der Texte

der beiden Erzählungen:

„Der rosa Mantel”

Frau Hauptmann Baronin von Herwichs hielt Frühjahrsmusterung in ihren Garderobenschränken. Einmal, weil sie eine ordnungsliebende kleine Frau war, zum anderen, weil es Raum zu schaffen galt für die Neudichtungen der Saison, und schließlich, weil bei einem gründlichen Kehraus ihrem Herrn und Gebieter jeder Einwand entzogen war, wenn sie vor ihn hintrat mit der weiblichsten aller Behauptungen: daß sie nichts, absolut nichts anzuziehen habe.

Mama war ihr behilflich. Auch sie war eine ordnungsliebende und dabei sparsame Dame. Es sollte nicht etwa der ganze Berg ausgesonderter Sachen der begehrlich blickenden Zofe überantwortet werden. Beleibe nicht.

Während die kleine Baronin, auf dem ponceauroten Teppich ihres Ankleidezimmers knieend, noch eifrig in den Schränken kramte, sonderte die alte Dame mit kundiger Hand aus, was sich etwa noch den allerneuesten Anforderungen der Mode anpassen ließ, was verschenkt und — was verkauft werden konnte.

Bei einem entzückenden rosa Abendmantel aus indischer Seide schien sie unschlüssig. Sie breitete das Prachtstück auf zwei Sesseln aus, belorgnettierte es von allen Seiten und fragte schließlich:

„Willst du denn diesen wundervollen Mantel nicht mehr tragen, Hertha?”

Das von einer mächtigen braunen Haarflut umrahmte Gesichtchen der jungen Frau tauchte aus der Tiefe einer Schrankecke auf. Ein Bündel Reiherfedern und einige Gürtelschnallen in der Linken, hockte sie vollend auf den Teppich nieder, stützte das Kinn in die Rechte und musterte, nicht sonderlich interessiert, den glitzernden Staat.

„Nein, Ma—, das möchte ich nicht mehr tragen. Obwohl es Heinrich immer sehr gut gefallen hatte, wenn ich es trug. Der Mantel schreit mir zu arg. Außerdem sieh dir mal die rechte Schulter an — nicht da — die rechte doch! Da muß ein dunkler Fleck sein. Den hat mir der freche Sekretär, der Kettlitz, mit seinem gewichsten Schnurrbart hingeküßt, als er mir bei Kleists in der Garderobe den Mantel umlegte. Es ist sein Glück, daß er am nächsten Tage schon zu den Hereros abreisen mußte — sonst hätte ich's Heinrich ganz gewiß erzählt — und wenn er mich zehnmal als die schönste Frau aller fünf Weltteile bezeichnet.”

Das strenge Gesicht der alten Dame überflog ein aus Stolz und Nachsicht kombiniertes Lächeln.

„Aber, was machen wir nur mit dem Dinge? Um ihn fortzugeben, ist er zu gut. Schließlich — wenn du ihn nicht mehr magst — —”

„Nein, wirklich, ich mag ihn nicht. Er ist mir zu auffallend und dann — die Stelle. Ich würde den Fleck bis auf der Haut fühlen. Weg damit.”

Sie reckte den schlanken Oberkörper in geschmeidiger Grazie flüchtig auf und machte sich dann wieder ans Kramen.

Inzwischen hatte die praktische Mama bereits einen Plan gefaßt. Das Wertstück sollte verkauft werden. Natürlich nicht so, daß die empfindliche gesellschaftliche Stellung ihrer Tochter irgendwie berührt wurde. Ganz unter der Hand, auch außerhalb, und — zu einem angemessenen Preise. Sie wußte auch schon wo. Frau Senator Heege hatte ihr neulich gelegentlich der Erörterung einer ähnlichsn Staatsfrage die Adresse einer Hamburger Händlerin mitgeteilt, welche abgelegte Ballroben, Umhänge und dergleichen zu verhältnismäßig hohen Preisen ankaufte, um sie dann zu noch höheren an — ces dames weiter zu verkaufen.

*           *           *

Seit acht Tagen weilte Herr Hauptmann Baron Herwichs in Hamburg. Als Mitglied der Versuchskommission war er zu den Experimenten mit drahtloser Telegraphie abkommandiert. Er befand sich sehr wohl dabei. Es war mal wieder was anderes. Außerdem bot Hamborg doch mancherlei, was eine kleine Garnison — pardon! — nicht bot.

Eines Morgens erwachte der Herr Hauptmann zu ganz ungewöhnlich später Stunde. Und zwar erst, nachdem der Diener ihm ins Ohr geschrien, daß um elf Uhr die Versuche auf der Barleber Station angehen sollten. Die allmorgendliche Douche erfrischte ihn auch diesmal soweit, daß er sich alsbald seiner militärischen Pflichten und auch — vershciedener Vorgänge der verflossenen Nacht erinnerte. Der letzteren anscheinend nicht mit sonderlichem Behagen. Auch folgte er mißtrauisch den Hantierungen seines Dieners, welcher aber als wohlerzogener Kämmerling besserer Häuser schon draußen zwei lange rötliche Blondhaare und dann einige puderduftende Staubflecke von dem Zivil des Herrn Hauptmanns beseitigte.

Baron von Herwichs verzichtete auf sein sonst sehr umständliches englisches Frühstück und nahm einen Wagen. Trotz der starken Verspätung machte er doch noch vor einem Postamte Halt, um den gestern versäumten Gruß an seine Gattin aufzugeben. Das war er seinem Gewissen schuldig. Mit ziemlich unsicherer Hand — es ist immer so schlechtes Schreibzeug auf den Aemtern! — schrieb er:

„M. M.! (die Postabkürzung für „Meine Maus”) Konnte dir gestern abend nicht schreiben, Liebste, weil ich mit zwei Kameraden ein Souper bei Pforte verabredet hatte. Die Herren hatten ihre Damen mit. Du kannst dir denken, wie ich m. M. vermißt habe. Tausend Grüße und Küsse! Heinrich.

Uebrigens merkwürdig — eine der Damen trug genau so einen Abendmantel, wie er mir im verflossenen Winter so gut an dir gefallen hat. Weißt du? Den rosa Mantel.”

*           *           *

Frau Hauptmann Baronin von Herwichs weiß heute noch nicht, weshalb Mama auf diese Karte hin so Knall und Fall nach Hamburg gereist ist — und weshalb ihr Gatte „wegen zwingender Familienrücksichten” um seine sofortige Ablösung von dem Kommando einkommen mußte. Hoffentlich erfährt sie's nicht aus dieser Geschichte. Das würde mir leid tun.

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„Das mit den gelben Spitzen”

Frau Konsul Larssen hielt Kehraus in ihren Garderobenschränken. Erstens, weil sie eine ordnungsliebende, kleine Frau war, zweitens, weil es Raum zu schaffen galt für die Neudichtungen der Saison — mit Roben von Crêpe de Chine und köstlichen Spitzenpointen, und schließlich war dann ihrem Gatten jeder Einwand entzogen, wenn sie vor ihn hintrat, mit der Erklärung, nichts anzuziehen zu haben.

Mama war sehr behülflich. Auch sie war eine ordnungsliebende und dabei sparsame Frau. Es sollte nicht etwa der ganze duftende Haufen da — dieses aufgethürmte Gewirr von Battist und Frou-Frou knisternder Seide — der begehrlich blickenden Zofe überantwortet werden.

Beileibe nicht. Während die kleine Frau Konsul auf dem ponceaurothen Teppich ihres Ankleidezimmers kniend, noch eifrig in den Schränken kramte, sonderte Mama mit kundiger Hand aus, was etwa für den diesjährigen Aufenthalt auf Wyk nach saisongemäßer Aenderung und Auffrischung noch beibehalten werden könnte.

Bei einem weißen, tiefausgeschnittenen Ballkleide aus indischer Seide mit einer entzückenden Garnitur von gelben Spitzen schien sie unschlüssig.

Sie breitete es auf zwei Sesseln aus, belorgnettirte es von allen Seiten und fragte schließlich:

„Hast Du dieses Kleid schon oft getragen, Edith?”

Frau Larssens von einer mächtigen braunen Haarfluth umrahmtes Gesichtchen tauchte aus der Tiefe einer Schrankecke auf. Ein Büschel Reiherfedern und einige Gürtelschnallen in der Linken, hockte sie sich vollends auf den Teppich nieder, stützte das Kinn in die freie rechte Hand und musterte nicht sonderlich interessirt, den gelbbestickten Schnee vom vergangenen Jahre.

„Oft? — Nicht eigentlich. Zwei-, dreimal vielleicht. Heinrich gefiels sehr gut. Aber ich mags nicht, weißt Du! — Außerdem, sieh' Dir mal das rechte Achselband an, — nicht da, — das rechte doch, Ma'! Da muß ein großer rother Fleck sein. Noch von Herrn Krensky, diesem ungeschickten Seebären,” kicherte sie, „als er auf der Soiree bei Hoverts hinter mir stand und sein Himbeereis über der Versicherung vernachlässigte, daß ich die reizendste Frau aller fünf Welttheile wäre.”

Mamas strenge Züge überflog ein aus Stolz und Nachsicht kombinirtes Lächeln. — „Aber was machen wir mit dem Kleide, mein Kind? Um es fortzugeben ist es zu schade. Schließlich, wenn Du es nicht magst — —”

„Nee, Ma'! — Außerdem —, ich bin nicht prüde, aber es ist mir doch 'n bißchen weit ausgeschnitten.” Damit hielt Frau Larssen „das mit den gelben Spitzen” für erledigt, reckte ihre schlanke, herrlich proportionirte Figur in geschmeidiger Grazie flüchtig auf und machte sich dann wieder ans Kramen. Imzwischen hatte die praktische Mama bereits einen Plan gefaßt. Das Kostüm sollte verkauft werden. Natürlich nicht so, daß das die empfindliche gesellschaftliche Stellung der Larssens irgendwie berührte, sondern ganz unter der Hand und zu einem angemessenen Preis.

Sie wußte auch schon wo. Frau Senator Heege hatte ihr neulich gelegentlich der Erörterung einer ähnlichen „Staatsfrage” die Adresse einer Händlerin mitgetheilt, welche abgelegte Ballroben — namentlich tief ausgeschnittene Ballroben — gern und zu verhältnißmäßig sehr hohem Preise ankaufen solle.

Daß der diskrete Weltdamenduft der Toilette bei der neuen Besitzerin dann von einem gewissen intensiveren, ausgesprochenen und zwar in einer Welt, die sehr zu Unrecht als komplete Hälfte der ganzen angesehen wird — was that das?

Vier Tage nach der Abreise seiner Frau und Schwiegermama erhob sich Herr Konsul Larssen Morgens zu ganz ungewöhnlicher Stunde. Der Diener hatte ihn dreimal geweckt — vergeblich; erst als er dem Schlaftrunkenen ins Ohr geschrien, daß Herr Kleinschmidt, der Prokurist von J. C. Larssen & Co., schon zweimal dringend telephonirt habe, ließ der Konsul sich aufrichten; und die allmorgendliche Douche erfrischte ihn auch so weit, daß er sich sowohl seiner amtlichen und gesellschaftlichen Pflichten wie auch — verschiedener ungewöhnlicher Vorgänge der verflossenen Nacht erinnerte. Der letzteren anscheinend nicht mit sonderlichem Behagen; auch folgte er mißtrauisch den Hantirungen seines Dieners, welcher aber als wohlerzogener Kämmerling besserer Häuser erst draußen zwei lange Blondhaare von unmöglicher Farbe und dann mit einer Bürste einige puderduftende, mattweiße Flecke vom Rock des Herrn Konsul beseitigte.

Letzterer verzichtete auf sein sonst sehr umständliches englisches Frühstück und eilte ins Kontor. Unterwegs hatte er einen unangenehmen faden Geschmack im Munde, und auch die Augen thaten ihm weh. Dennoch und trotz der ohnehin starken Bureauverspätung machte er schnell noch in einem Postamt Halt, um den gstern versäumten, sonst täglichen Gruß an seine Gattin aufzugeben. Mit ziemlich unsicherer Hand — es ist immer so schlechtes Schreibzeug auf den Aemtern! — schrieb er:

„M. M.! (die Postkartenabkürzung für „Meine Maus!”) Konnte Dir gestern nicht schreiben, L. (Liebste!), weil zwei Geschäftsfreunde aus Schweden mich heimsuchten; und dazu mit ihren Frauen! Ich mußte den ganzen Nachmittag mit ihnen umherziehen. Abends im Zirkus, dann Pforte(1). Es war aber ganz gemüthlich. Tausend Grüße und Küsse! — Heinrich.

NB. Uebrigens merkwürdig: eine der Damen trug Abends genauso ein Kleid, wie es mir im verflossenen Winter so sehr an Dir gefiel. Weißt Du? — das mit den gelben Spitzen!”

Frau Konsul Larssen war es vollkommen unerfindlich, weshalb Ma' auf diese Karte hin sofort nach Hause reiste und ihren Gatten veranlaßte, die Familien-Sommerfrische einige Wochen früher als sonst mit ihnen zu theilen.

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